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Economy & Business

Storytelling: Vom Märchenerzählen zur Inhaltsleere in Präsentationen

Storytelling wird heute in fast jeder Präsentationsschulung als essenzielles Werkzeug für erfolgreiche Kommunikation verkauft. Wer keine packende Geschichte erzählt, heißt es, verliert das Publikum. Doch sind wir nicht längst an einem Punkt, an dem mehr erzählt als gesagt wird? Wo eine Präsentation zur reinen Selbstinszenierung wird, statt zum Austausch von Wissen und Ideen? Und ist dieses endlose „Lasst mich euch eine Geschichte erzählen…“ nicht längst zum stilistischen Abklatsch der TikTok-Influencer-Kultur verkommen?

Inhaltsverzeichnis

Klare Kommunikation statt unnötiger Inszenierung

Geschichten fesseln Menschen seit Jahrhunderten, aber nicht jede Information muss in eine epische Erzählung verpackt werden. Im beruflichen Alltag zählt Klarheit mehr als eine dramaturgische Inszenierung. Viele Präsentationen und Meetings beginnen mit ausgedehnten Anekdoten, die wenig zur eigentlichen Botschaft beitragen. Wer hat im stressigen Arbeitsumfeld die Zeit, sich erst eine Reihe von persönlichen Erlebnissen oder emotionalen Schilderungen anzuhören, bevor der Kern einer Aussage verständlich wird?

Eine sinnvolle Erzählstruktur macht die Inhalte verständlicher, aber sie sollte den Zweck nicht überlagern. Informationen verlieren an Wirkung, wenn sie hinter überflüssigen Erzählungen verschwinden. Effektive Kommunikation bedeutet, die richtige Balance zwischen ansprechender Darstellung und inhaltlicher Substanz zu finden.

Nicht auf den Punkt kommen – die neue Kommunikationskrankheit

In immer mehr Meetings, Pitches und Unternehmenspräsentationen wird um den heißen Brei geredet. Es geht nicht darum, schnell und klar eine Lösung zu präsentieren, sondern darum, eine Geschichte zu erzählen. Die Kernbotschaft ist dann unter emotional aufgeladenen Anekdoten vergraben und muss erst gefunden werden.

In vielen Präsentationen begegnen uns immer wieder ähnliche Erzählmuster:

  • „Ich möchte euch eine Geschichte erzählen…“
  • „Es war einmal ein Unternehmen, das vor einer Herausforderung stand …“
  • „Lasst mich euch von einem Kunden erzählen, den wir gerettet haben …“

Geschichten können eine Botschaft zwar lebendig machen, allerdings erfordern die wenigsten Businesssituationen eine dramatische Erzählweise. Man sollte sich vorab fragen, ob das Publikum diese Form der Kommunikation wirklich erwartet oder ob eine direkte, fachliche Darstellung passender wäre. Eine gezielte Balance zwischen Storytelling und sachlicher Information sorgt für eine klare und wirkungsvolle Präsentation.

Storytelling im Fokus der Selbstdarstellung

In vielen Präsentationen wird Storytelling nicht genutzt, um Informationen zu vermitteln, sondern um den Redner selbst in den Vordergrund zu stellen. Statt die Agenda voranzutreiben, wird die Geschichte oft erzählt, um den Redner als charismatischen Geschichtenerzähler zu inszenieren. Häufig begegnen uns dabei Muster wie die Heldengeschichte, in der der Redner seine Fehler und Lektionen teilt, oder die Erleuchtungsgeschichte, in der ein einzelner Moment alles veränderte. Auch die dramatische Wendung, in der der Redner von einem vermeintlichen Fehlschlag erzählt, nur um dann doch erfolgreich zu sein, ist eine gängige Erzähltechnik.

Man fragt sich jedoch, was hat diese Art des Storytellings mit professioneller Kommunikation zu tun hat. In vielen Fällen wenig, denn statt den Fokus auf die Botschaft und das Publikum zu legen, geht es vor allem darum, die eigene Geschichte zu inszenieren.

Der Einfluss von Social Media auf die Business-Kommunikation

Es wird dann problematisch, wenn Präsentationen durch Storytelling zu einer Art „Live-Influencer-Content“ werden. Oft wirken diese Erzählungen übertrieben, auf Social-Media-Wirksamkeit ausgelegt und verlieren dabei an Substanz. Präsentationen, die mehr wie eine Inszenierung für Instagram oder TikTok wirken, bieten viel Drama, aber wenig Fakten. Entscheidungen werden zunehmend auf Basis von „Gefühlen“ statt durch Daten und Argumente getroffen. Zudem wird jede Botschaft in ein persönliches Narrativ verpackt, um als wertvoll wahrgenommen zu werden.

Das Resultat: Zuhörer verlieren den Überblick und verstehen die eigentliche Kernaussage nicht mehr.

Effektive Präsentationen: Klarheit, Struktur und Mehrwert

Eine gute Kommunikation braucht keine künstlich aufgeblähte Dramaturgie. Statt Storytelling nur um des Storytellings willen, sollten Präsentationen ihre eigentliche Funktion erfüllen: informieren, überzeugen, Lösungen präsentieren.

Das funktioniert stattdessen:

  • Klarheit: Direkt auf den Punkt kommen, ohne unnötige Ausschweifungen.
  • Fokus auf Fakten: Argumente und Daten sollten im Vordergrund stehen, um die Zuhörer zu überzeugen.
  • Narrative gezielt einsetzen: Geschichten nur dann verwenden, wenn sie einen echten Mehrwert zur Botschaft beitragen und das Verständnis fördern.
  • Visuelle Unterstützung: Grafiken, Diagramme und Bilder gezielt einsetzen, um komplexe Informationen zu verdeutlichen.
  • Interaktion ermöglichen: Möglichkeiten für Fragen und Diskussionen bieten, um das Engagement der Zuhörer zu fördern.
  • Konsistente Struktur: Eine klare Gliederung mit einer nachvollziehbaren Reihenfolge sorgt dafür, dass die Botschaft im Gedächtnis bleibt.
  • Zeitmanagement: Präsentationen auf den Punkt bringen, um die Aufmerksamkeit der Zuhörer nicht zu verlieren.

Es ist keineswegs falsch, Geschichten in Präsentationen zu verwenden. Im Gegenteil, sie können eine wertvolle Ergänzung sein, wenn sie die Botschaft unterstützen. Wer sich jedoch für eine Erzählung entscheidet, sollte stets darauf achten, dass sie einen klaren Mehrwert bietet und zur Lösung beiträgt. Eine gut platzierte Geschichte kann das Verständnis vertiefen und die Kernbotschaft auf eine ansprechende Weise vermitteln.

Wichtig ist, dass die Präsentation stets auf den Punkt bleibt und der Fokus nicht verloren geht, sodass die Zuhörer sich an den wesentlichen Inhalten orientieren können. Wer sich gezielt weiterbilden möchte, sollte auf externe Berater wie die Experten von Kompakttraining zurückgreifen. Durch professionelle Präsentationstrainings kann man gezielt an der Struktur und der Wirkung von Präsentationen arbeiten. Diese helfen dabei, den Fokus auf Klarheit, Struktur und Inhalte zu legen und Präsentationen auf das Wesentliche zu konzentrieren.

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