Die Strompreise bleiben ein wirtschaftspolitischer Dauerbrenner. Während Industrie und Verbraucher gleichermaßen auf Entlastung hoffen, wirken auf den Strompreis verschiedene Kräfte. Diese reichen von globalen Rohstoffmärkten über die Preisbildung an der Strombörse EPEX Spot bis zur Energiewende.
Die geplante Senkung der Stromsteuer liefert neue Impulse und schafft Erwartungen. Energieversorgungsunternehmen lassen bereits verlautbaren, dass eine direkte Weitergabe an ihre Kunden nicht absehbar ist. Das Thema Strompreis ist komplex und lässt sich nicht auf Angebot und Nachfrage reduzieren.
Die Strombörse als Taktgeber: EPEX Spot und Großhandelspreise
Der zentrale Ort für die Preisbildung von kurzfristigem Strom ist die EPEX Spot, die europäische Strombörse mit Sitz in Paris. Hier kaufen Energieversorgungsunternehmen Strom für den nächsten Tag und das oft stündlich genau. Der dort sogenannte Day-Ahead-Preis unterliegt starken Schwankungen. EPEX Spot Preise sind abhängig von Angebot, Nachfrage, Wetterprognosen und Kraftwerksverfügbarkeit. Im April 2025 lag der durchschnittliche Börsenpreis bei rund 80 €/MWh und damit deutlich unter dem Vorjahresniveau, aber über dem Vorkrisenwert. Versorger geben diesen Preis nicht direkt weiter. Der Endabnehmer zahlt zusätzlich Netzentgelte, Abgaben, Steuern und Margen.
Wie wirken sich Steuersenkungen auf den Endpreis aus?
Die Bundesregierung plant, die Stromsteuer für Unternehmen und Haushalte deutlich zu senken. Ziel ist das europäische Mindestmaß von 0,05 ct/kWh. Ein weiteres Versprechen der Regierung lautet, die Stromkosten um mindestens fünf Cent pro Kilowattstunde zu senken, und dafür sind die angekündigten Steuersenkungen nicht ausreichend. Die Netzentgelte machen etwa ein Viertel des Gesamtpreises aus. Diese Kosten zu reduzieren, geht nur in Abstimmung mit den Energieversorgern.
Der Weg dorthin wird vermutlich über Subventionen finanziert – Maßnahmen, die bisher nicht beschlossen sind. Der Wettbewerb am Markt wird darüber entscheiden, wie hoch die Stromkosten für Verbraucher bleiben. Ein direktes Durchreichen einzelner Preisbestandteile an den Endkunden ist derzeit nicht erlaubt. Die Steuersenkung wird sich daher nicht auf der Rechnung bemerkbar machen.
Erneuerbare Energien: Preisdämpfer oder Kostentreiber?
Erneuerbare Energien haben in Deutschland 2024 rund die Hälfte des Strommixes ausgemacht. Die Tendenz ist steigend. Wind und Sonne speisen Strom günstig ins Netz, da sie keine Brennstoffkosten verursachen. Wenn viel erneuerbare Energie zur Verfügung steht, sinkt der Börsenpreis.
Allerdings: Die hohen Investitionskosten und staatlich garantierten Vergütungen machen sich indirekt über die Netzentgelte oder Umlagen im Endpreis bemerkbar. Die Versorgung mit erneuerbarer Energie ist sprunghaft. Entweder muss die Sonne scheinen oder der Wind wehen. In Flauten müssen Kraftwerke oder Importe einspringen, und das treibt die Preise temporär hoch. Eine Lösung ist unter anderem ein verändertes Nutzungsverhalten und nur Strom zu nehmen, wenn er produziert wird. Grundsätzlich haben erneuerbare Energien geringe laufende Kosten und einen starken Einfluss auf die Börse. Konventionelle Energien aus Gas oder Kohle sind planbar, haben im Gegenzug hohe Emissionskosten und der Preis ist vom Weltmarkt abhängig.