Sunk-Costs
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Economy & Business

Sunk-Costs: Definition, Berechnung und Beispiele

Bei sogenannten „Sunk-Costs“ (also „versunkenen Kosten“) handelt es sich in der Betriebswirtschaft um die Kosten, die durch Amortisierung oder Wiederveräußerung nicht wieder reingeholt werden können. Im einfachsten Szenario sind dies Fehlinvestitionen unterschiedlichster Art.

Sunk-Costs: Abgrenzung zu Betriebsausgaben & Definition

Im Regelfall sind Sunk-Costs erst im Nachhinein feststellbar. Die Entscheidungsträger in Betrieben, oder anderen aktiven Strukturen in der Wirtschaft wollen schließlich nicht bewusst Kosten entstehen lassen, bei denen man nicht erwartet, dass diese in Zukunft nicht mindestens zu Ertragsquellen führen, oder bereits bestehende verbessern. Eine Investition oder Ausgabe kann nur dann in die Kategorie „Sunk-Costs“ eingeordnet werden, wenn es sich dabei auch definitiv um versunkene Kosten handelt. Zuvor waren Sunk-Costs meist Kosten, die entscheidungsrelevant waren.

Demzufolge handelt es sich bei versunkenen Kosten um sämtliche Aufwendungen und Anschaffungen, die nicht mehr rückabgewickelt werden, oder liquide gemacht werden können. Betriebsausgaben fallen jedoch ausdrücklich nicht in den Bereich der Sunk-Costs. Die unterschiedlichen Betriebsausgaben (wie Anschaffungskosten, Löhne, Miete usw.) werden innerhalb der Kostendeckungskalkulation bereits abgewickelt. Von versunkenen Kosten spricht man konkret dann, wenn die Annahme besteht, dass eine Investition auch einen entsprechenden Ertrag nach sich ziehen würde, ohne dass sich dies hinterher als Wahrheit herausstellt.

Beispiele für Sunk-Costs

Bei Entscheidungen für eine Investition können im Nachhinein Sunk-Costs entstehen. Wer nun zum Beispiel für sein Unternehmen Visitenkarten drucken lässt, um seine Kunden-Reichweite zu steigern – dies aber aus unterschiedlichen Gründen über die Visitenkarten nicht klappt – dann fallen Aufwendungen für die Karten in die Kategorie der versunkenen Kosten. Im Prinzip sind alle personalisierten, oder auf einzelne Unternehmen ausgerichtete Werbe- und Kommunikationsstrategien, die keine messbaren Erfolge nach sich ziehen, Beispiele für Sunk-Costs. Das Gleiche gilt dabei für hergestellte, nicht genutzte Werbemittel, wenn sich das betroffene Unternehmen vom Markt verabschiedet oder umfirmiert wird. Derartige personalisierte Medien können nicht veräußert werden und lassen sich im Regelfall auch nicht nochmal umtauschen.

kosten beispiel
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Noch ein gutes Beispiel für versunkene Kosten ist ein Spielwarenhersteller. In der Erwartung, dass die Geschäfte nun langsam in Gang kommen, lässt sich der Hersteller eine Gussform für ein spezielles Kunststoffteil herstellen. Diese Gussform braucht er, um einen Spielzeug-Bagger herzustellen, der ausschließlich von ihm vertrieben wird. Wider Erwarten kommen die Geschäfte jedoch nicht in Gang, sodass der geplante Spielzeug-Bagger nie in die Produktion kommt. Und da es sich bei der zuvor gefertigten Gussform um eine Sonderanfertigung handelt, kann sie nur schwer veräußert werden. Zieht man nun von den Anschaffungskosten das ab, was der Hersteller für den reinen Materialwert der Gussform bekommt, hat man als Ergebnis die Sunk-Costs.

Nun wurden bereits einige treffende Beispiele für versunkene Kosten genannt. Zu eben jenen Beispielen kommt häufig noch menschliches Fehlverhalten dazu, was im Nachhinein die Sunk-Costs noch weiter zusätzlich in die Höhe treiben lassen kann. In solchen Szenarien spricht man von „Sunk-Cost Fallacy“. In solchen Fällen wurde häufig die Neigung beobachtet, Fehlinvestitionen durch krampfhaftes Vorantreiben noch irgendwie in einen Erfolg zu verwandeln. Begründet wird dies oftmals damit, dass eine Fehlentscheidung aus der Vergangenheit nur ungern als solche akzeptiert wird. Gute Beispiele dafür sind Szenarien, in denen die Produktforschung in einem Bereich vorangetrieben wurde, der noch niemals ein rentables Produkt hervorgebracht hat.

Die Berechnung im Detail

Sofern eine vorgenommene Investition keine Erträge (und möglicherweise entstandene Folgekosten) eingebracht hat, gestaltet sich die Berechnung von versunkenen Kosten als recht einfach. Generell sieht diese nämlich wie folgt aus:

  • Investitionen (+ Folgekosten) – Resterlös bei Veräußerung (sofern möglich) = Sunk-Costs (Versunkene Kosten)

Beispiel: Eine mittlerweile überflüssige Lagerhalle wurde für 500.000 Euro erbaut. Dazu kamen noch Maßnahmen zur Instandhaltung, was zusätzliche 50.000 Euro an Kosten hat entstehen lassen. Nun muss von diesen insgesamt 550.000 Euro noch der Veräußerungswert (zum Beispiel bei Aufgabe des Betriebes) abgezogen werden, und übrig bleiben die versunkenen Kosten. Wenn allerdings Planungskosten und ähnliches zu berücksichtigen sind, wird die Rechnung um einiges komplexer. Zum Beispiel will Unternehmen A einen Fehler aus der Vergangenheit aufarbeiten, und ruft deshalb eine Imagekampagne ins Leben.

Hierfür nimmt das Unternehmen 12.000 in die Hand und investiert das Geld in eine professionelle Beratung. Der Preis für die daraufhin geplante Kampagne würde sich auf weitere 138.000 Euro belaufen. Durch umfassende Umfragen stellt sich nun allerdings heraus, dass in der Wahrnehmung des Unternehmens der besagte Fehler in der Öffentlichkeit praktisch keine, oder kaum eine Rolle spielt. Die Kundschaft sieht kein Hindernis darin, beim Unternehmen zu kaufen und Geschäftspartner scheinen kein Problem mehr mit dem besagten Fehler zu haben. Er scheint praktisch verziehen.

Zwei Dinge können nun passieren:

  1. Das Unternehmen bläst die Kampagne ab und lässt die Sache auf sich beruhen. Als Sunk-Costs zählen dann die 12.000 Euro für die Beratung.
  2. Das Unternehmen startet die Kampagne und investiert 138.000 Euro plus 12.000 Euro für die Beratung (was insgesamt 150.000 Euro macht). Führt die Kampagne daraufhin zu mehr Kundschaft, lässt sich ein messbarer Mehrertrag gegenrechnen.

Wird der Fehler der Vergangenheit durch die Kampagne allerdings wieder mehr in den öffentlichen Fokus gerückt, sodass die Kampagne nicht den gewünschten Effekt hat, kann sich dies sogar geschäftsschädigend auswirken. Zu den versunkenen Kosten der Kampagne können demzufolge auch noch Umsatzrückgänge hinzugerechnet werden.

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