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Economy & Business

Rückkehr des Exportweltmeisters? 2024 sollen deutsche Exporte wieder steigen

2023 war für den ehemaligen Exportweltmeister Deutschland ein schlechtes Jahr. Gegenüber dem Rekordjahr 2022 sank der Wert an Warenausfuhren um 1,4 % auf 1562,1 Milliarden €. Wenn es nach den Analysten geht, wird sich der deutsche Außenhandel 2024 wieder etwas erholen. Trotzdem sollten sich deutsche Unternehmen weiterhin auf herausfordernde Zeiten einstellen. Hat Deutschland nun wieder Potenzial, bei den Exporten ganz vorne an mitzuspielen?

Die Fakten der deutschen Wirtschaft in der Vergangenheit

Die Wirtschaft in Deutschland ist exportorientiert. Gleichzeitig gilt Deutschland aber auch als rohstoffarmes Land und ist dementsprechend auf Importe angewiesen. Dies betrifft vor allem den Energiebereich. Trotzdem führte Deutschland in der Vergangenheit mehr Waren aus als ein. Rekordüberschüsse wurden in den Jahren 2014-2019 verzeichnet. Dahingegen war 2022 seit 22 Jahren der niedrigste Exportüberschuss zu verzeichnen. Weitere Fakten:

  • In den Jahren 1980-2022 erhöhte sich der Warenexport um 5,3 % und der Warenimport um 5,2 %.
  • 35,4 % der Inlandsnachfrage wurden 2021 durch Importe abgedeckt.
  • Die Außenhandelsquote stieg im Jahr 1990 von 43,8 % auf 70,5 % im Jahr 2008.
  • Im Jahr der Finanzkrise 2009 wurde ein Rückgang der Außenhandelsquote auf 60,2 % verzeichnet.
  • 2011 wurde mit 72,9 % bereits wieder das Vorkrisen-Niveau übertroffen.
  • Im Jahr 2020 ging die Außenhandelsquote auf 66,4 % zurück, um im Jahr 2021 wieder auf 72,2 % anzusteigen.
  • Seinen Titel als Exportweltmeister konnte Deutschland letztmalig im Jahr 2008 gegen China verteidigen.
  • Seit 1952 werden in Deutschland mehr Waren eingeführt als ausgeführt.
  • Der Handelsbilanzüberschuss lag in den Jahren 2004-2021 siebzehnmal bei über 150 Milliarden €.
  • Der bislang höchste Handelsbilanzüberschuss wurde 2016 mit 248,9 Milliarden € erzielt.
  • Der zweithöchste Überschuss lag 2017 bei 248 Milliarden € und 2015 als dritthöchster Überschuss bei 244 Milliarden €.
  • Von 2021 auf 2022 sank der Exportüberschuss sprunghaft von 175 Milliarden € auf 81 Milliarden €.
  • Das Minus von 53,8 % war seit der Wiedervereinigung Deutschlands der größte Rückgang.

Im aktuellen und dem nächsten Jahr sollen die Deutschen Warenausfuhren wieder steigen

Der Industrieversicherer QBE gibt in einem Report an, dass im Jahr 2024 die deutschen Warenausfuhren wieder um 2,00 % steigen sollen. 2025 wird sogar mit einem Anstieg von 2,60 % gerechnet. 2023 verzeichnete der deutsche Export die schlechtesten Zahlen seit 30 Jahre. Ähnlich schlecht sah es in der Finanzkrise 2009 aus und im Corona Jahr 2020. Aufgrund eines hohen Zinsniveaus, hohen Inflationsraten und geopolitischen Risiken gab es 2023 aus dem Ausland eine deutlich geringere Nachfrage. Experten waren zunächst davon ausgegangen, dass 2024 ähnlich schlecht laufen wird.

Auch die Unruhen auf den globalen Märkten hatten einen negativen Einfluss auf deutsche Exporte. 2023 war geprägt von stagnierenden Ausfuhren in wichtige Absatzmärkte. 2022 erzielten deutsche Ausfuhren noch Rekordwerte. Verantwortlich dafür waren aber vor allem Preiserhöhungen.

Leichte Erholung der Wirtschaft

Dass Experten von einer Rückkehr des Exportweltmeisters Deutschland ausgehen, liegt daran, dass sich die globale und deutsche Wirtschaft leicht erholt hat. Gleichzeitig konnte Deutschland seine Handelsbeziehungen zu anderen EU-Staaten, Indien und den USA weiter ausbauen. Dadurch entschließen sich neue Märkte und die Abhängigkeit von China kann dadurch verringert werden. Zudem profitieren deutsche Unternehmen von neuen Handelsmöglichkeiten. Durch Subventionen und finanzielle Anreize werden bestimmte Fälle von der Regierung gefördert.

Von jeher ist Deutschland von allen Mitgliedstaaten der EU das exportstärkste Land. 2022 exportierte die BRD Waren im Wert von 1562 Milliarden €. Den größten Anteil hatten Autos, Maschinen und chemische Erzeugnisse. Importiert wurden im Gegenzug Waren mit einem Wert von 1494 Milliarden €. Damit konnte Deutschland 23 % der Warenexporte der EU Mitgliedstaaten verzeichnen. Vom deutschen Export abhängig ist fast jeder vierte Arbeitsplatz.

Herausforderndes Umfeld bleibt weiter bestehen

Weiterhin müssen Unternehmen aus Deutschland, deren Geschäftsfeld im internationalen Handel liegt, mit unruhigen Zeiten rechnen. Zu den größten Herausforderungen zählt vor allem die große Abhängigkeit von Warenlieferungen aus China. Hinzu kamen gesetzliche Restriktionen für den internationalen Handel, verursacht durch politische und soziale Unruhen. Gleichzeitig gibt es hohe gesetzliche Vorgaben bezüglich der ehrgeizigen deutschen Klimaziele.

Der globale Wettbewerb nimmt allgemein zu und in den kommenden Jahren ist von geopolitischen Handelsbarrieren und Rivalitäten auszugehen. Das könnte zu einer Unterbrechung von bereits bestehenden Handelswegen führen. Unter Druck gesetzt werden Exportunternehmen auch durch das neue Lieferkettengesetz.

Dieses betraf vorerst nur Unternehmen, die mehr als 3000 Beschäftigte hatten. Für sie ist ein ausreichendes Risikomanagement Pflicht. Allerdings wurde dieser Schwellenwert Anfang 2024 auf Unternehmen ausgeweitet, die mindestens 1000 Mitarbeiter beschäftigen. Dementsprechend müssen deutsche Unternehmen, die auf den internationalen Weltmärkten tätig sind, ihre Lieferketten absichern.

Voraussetzung ist ein aktives Monitoring, um Risikofaktoren rechtzeitig erkennen zu können. Die politische Lage muss im Auge behalten und Notfallpläne vorbereitet werden. Zudem sollten Unternehmen ihre Transportwege und Lieferanten diversifizieren. Nur so ist es möglich, auch bei Störungen des Warenflusses weiterhin handelsfähig zu bleiben. Außerdem hilft eine professionelle Zollagentur bei der Abwicklung.

Einfuhren nach Deutschland ebenfalls gesunken

Im vergangenen Jahr sind die Einfuhren nach Deutschland stärker gesunken als die Ausfuhren. Saison- und kalenderbereinigt lagen die Importe 9,7 % unter dem Vorjahreswert mit 1352,5 Milliarden €. Daraus errechnet sich ein Exportüberschuss im Wert von 209,6 Milliarden €. Im Rekordjahr 2022 fiel der Saldo noch deutlich geringer mit 85,5 Milliarden € aus. Seit Jahren führt die größte Volkswirtschaft in Europa mehr aus, als eingeführt wird. In der Vergangenheit hatte dies bei den anderen Ländern für Verstimmung gesorgt.

Im Inland ist der private Verbrauch sehr schwach, dies zeigt der deutliche Rückgang der Importe. Allerdings zeigt dies gleichzeitig auch, dass aus dem Ausland von der deutschen Industrie nur wenig Waren bestellt werden. Denn die Auftragsbücher sind nicht gerade prall gefüllt. Auch das Jahresende 2023 fiel für den deutschen Außenhandel nicht gerade rosig aus. Denn im Monatsvergleich fielen im Dezember die Ausfuhren um 4,6 %. Seit Ende 2022 war dies der stärkste Rückgang. Experten waren ursprünglich von einem Minus von 2,8 % ausgegangen.

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