Die Versandart „Shipper only not Seller“ ist heute eine weitverbreitete Methode der Warenzustellung an Kunden. Was hinter dieser Versandmethode steckt, wie sie funktioniert und wo Tücken und Fallstricke lauern, erklären wir in diesem Artikel.
Inhaltsverzeichnis
Was bedeutet „Shipper only not Seller“?
In Zeiten des weltweiten Warenversands und des Onlinehandels hat sich das Versandmodell „Shipper only not Seller“ etabliert. Es weicht in einigen Punkten erheblich vom herkömmlichen Warenversand ab. Bei dieser Methode bedient sich nämlich ein Händler eines externen Versanddienstleisters oder Logistikzentrums und verschickt die Güter nicht selbst. Der Verkäufer (Seller) ist hier also nicht identisch mit dem Versanddienstleister (Shipper). Daraus ergeben sich für den Händler Erleichterungen hinsichtlich des Wareneinkaufs und der Lagerhaltung, allerdings birgt das Verfahren für den Abnehmer Tücken, etwa wenn es um Reklamationen und Rücksendungen geht.
Wer wendet diese Versandmethode an?

Verbreitet ist die Versandart im internationalen Warenversand, und zwar schwerpunktmäßig im Online-Handel B2C oder B2B. Es gibt unterschiedliche Konstellationen, in denen Verkäufer das „Shipper only not Seller“-Modell nutzen. Die wichtigsten sind das Dropshipping und das Cross-Border-E-Commerce.
Dropshipping
Auf E-Commerce-Platformen wie Ali Express, Shein und zunehmend auch Ebay nutzen Händler dieses Verfahren. Dabei erfolgt der Warenversand nicht aus vorab eingekauften Lagerbeständen, sondern der Händler übergibt die Bestellung direkt an den Großhändler. Oft handelt es sich um Billigmassenware aus China, die auf diese Weise weltweit vermarktet und direkt von der Plattform an den Kunden versandt wird.
Cross-Border-E-Commerce
Beim internationalen Warenversand von Produzenten an Großhändler, Zwischenhändler oder Logistikzentren kommt vielfach das „Shipper only not Seller“-Konzept zum Einsatz. Insbesondere Warenexporteure aus China wählen diese Versandart, um die Distribution effizienter zu gestalten. Sie schalten Logistikzentren in Europa ein, die die Waren in Empfang lagern und direkt nach der Bestellung an Kunden versenden. Der Transport der Waren gestaltet sich so kostengünstiger und weniger zeitaufwendig.
Wo liegen die Vor- und Nachteile des Versandmodells?

Für Verkäufer und Käufer ergeben sich aus dem Versandmodell „Shipper only not Seller“ einige Vorteile. Jedoch ist das Konzept nicht frei von Nachteilen, die sich in der Praxis als problematisch erweisen und auch haftungsrechtliche Fragen aufwerfen.
Vor- und Nachteile für Händler
Für Händler bringt die Versandmethode im E-Commerce erhebliche Erleichterungen mit sich. Insbesondere ergeben sich folgende Vorteile:
- Senkung des unternehmerischen Risikos, da kein Wareneinkauf und keine Lagerhaltung stattfinden.
- Niedrigere Versandkosten und kürzere Laufzeiten, wenn im internationalen Warenverkehr ein Logistikzentrum in Europa beteiligt ist.
- Entlastung vom logistischen Aufwand des Versands ermöglicht dem Verkäufer, sich verstärkt auf die Vermarktung zu konzentrieren und dadurch den Umsatz zu steigern.
Nachteilig wirkt sich aus:
- Verkäufer hat keine direkte Kontrolle über den Versandvorgang, sondern ist von der Verlässlichkeit des Versanddienstleisters abhängig.
- Eine vorherige Prüfung der verkauften Ware ist nicht oder nur eingeschränkt möglich, etwa durch die eigene Bestellung eines Ansichtsexemplars.
- Risiko für die Reputation des Händlers, da mögliche Fehler beim Versand auf ihn zurückfallen. Das betrifft etwa lange Laufzeiten, falsche Adressierung oder den Versand einer beschädigten Ware.
- Tracking der Sendung gestaltet sich beim internationalen Versand mitunter schwierig, was die Beantwortung von Kundenrückfragen erschwert.
- Bei Retouren durch den Kunden ist die Rückabwicklung des Kaufs und insbesondere der Umtausch schwierig, wenn es sich um Ware aus dem Ausland handelt.
Vor- und Nachteile für Käufer
Ein Vorteil des Käufers besteht in der Möglichkeit, Artikel preisgünstig zu erwerben und sie sich zuschicken zu lassen. Allerdings hat der Versand „Shipper only not Seller“ einige Tücken, die in der Praxis nicht selten zu erheblichen Schwierigkeiten führen:
- Tracking der Sendung ist oft nicht lückenlos möglich, was Unsicherheiten hinsichtlich des zu erwartenden Zustellungszeitpunkts hervorruft.
- Retoure oder Umtausch von Ware, die nicht gefällt oder fehlerhaft ist, kann sich schwierig gestalten.
- Bei grenzüberschreitendem Versand hat der Käufer unter Umständen Zoll zu zahlen.
Fallstricke und Hürden des Versandmodells

Welche Probleme ergeben sich für Verkäufer?
Verkäufer nutzen das Versandmodell, um den vorherigen Wareneinkauf, die Lagerhaltung sowie die logistischen und praktischen Anforderungen des Versands zu umgehen. Das erweist sich als vorteilhaft, wenn jemand nicht einfach in Vorleistung gehen kann und nicht in der Lage ist, hohe monatliche Fixkosten für die Warenlagerung zu stemmen. Exporteure bedienen sich für den Versand Logistikzentren, die bei einer Bestellung auf ihre Lagerbestände zurückgreifen und somit die Versandkosten und Laufzeiten minimieren.
Allerdings ist das Geschäftsmodell E-Commerce mit internationalem Warenversand, insbesondere im Fall des Dropshippings, mit erheblichen Herausforderungen, praktischen und rechtlichen Problemen behaftet. Unabhängig von fehlender eigener Kontrolle über die Beschaffenheit der Ware und die Transportabläufe ergeben sich bei der Bearbeitung von Retouren praktische Hürden, die nicht einfach zu überwinden sind.
Die Vermarktung von Billigprodukten aus China birgt ein hohes Risiko für Reklamationen. Erhält der Verkäufer eine Rücksendung an seine Adresse, ist es für ihn kompliziert, aufwendig und mit hohen Kosten verbunden, ein Ersatzprodukt zu beschaffen. Die fehlende Lagerhaltung erschwert den Umtausch erheblich. Im Zweifelsfall erscheint die Rückabwicklung des Geschäfts mit einer Erstattung des Kaufpreises als praktikablere Lösung, die den finanziellen Verlust auf die Kosten für den Rückversand reduziert. Häufen sich Rücksendungen, kann es zu einem Problem mit der Entsorgung fehlerhafter Ware kommen. Handelt es sich beispielsweise um sperrige Artikel oder Elektromüll, entstehen für die Entsorgung noch zusätzliche Kosten.
Unsicherheiten für den Käufer und Lösungen

Beim Einkauf in Onlineshops sollten Käufer Umsicht walten lassen, um eine sichere Abwicklung des Geschäfts zu gewährleisten und böse Überraschungen zu vermeiden. Dies gilt insbesondere beim Einkauf verlockender Schnäppchen zu besonders günstigen Preisen. Denn diese werden nicht selten aus dem Land der Herstellung über das „Shipper only not Seller“-Modell direkt an den Käufer übersandt.
Es ist ratsam, sich im Onlineshop vor dem Einkauf nach der Rücksendeadresse des Verkäufers umzusehen. Kommt das Paket mit einem externen Versanddienstleister an, stimmt die darauf angegebene Rücksendeanschrift nämlich nicht immer mit der Geschäftsadresse des Verkäufers überein. Retouren sind an den Händler zu senden, da ein Logistikzentrum oder eine Spedition die Reklamation nicht bearbeitet.
Auf eventuelle Angaben zu Haftungsbeschränkungen und zollrechtlichen Belangen in den AGBs des Onlineshops ist unbedingt zu achten. So ist vorab sichergestellt, ob auf den Käufer die Zahlung des Zolls für den Warenimport zukommt und er das Paket unter Umständen im nächstgelegenen Zollamt abholen muss. Sind Gewährleistungsansprüche ausgeschlossen oder eingeschränkt, ist Vorsicht geboten. Eine Dokumentation der Bestellung, der Trackingnummer des Pakets sowie einer Kontaktaufnahme mit dem Verkäufer ist ratsam. Sie dient als Beweis, wenn Schwierigkeiten beim Versand oder der Rückabwicklung des Geschäfts zu klären sind.
Fazit zum Versandmodell „Shipper only not Seller“
Im Zuge des grenzüberschreitenden Warenversands hat sich im E-Commerce das Versandmodell „Shipper only not Seller“ etabliert. Es hat Vorteile für Händler, die sich damit eine Lagerhaltung und die logistischen Herausforderungen des Versands ersparen. Käufer profitieren von der Lieferung preisgünstiger Produkte. Allerdings birgt die Versandmethode Unsicherheiten und praktische Probleme, insbesondere beim Warenumtausch, über die man sich vorab im Klaren sein sollte.