Aitrack Depot Germany
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Economy & Business

Ware aus China: Was steckt hinter dem Aitrack Depot Germany?

Kunden berichten vermehrt über Sendungen aus China mit dem Absendervermerk „Aitrack Depot Germany“. Es ist laut Nutzeraussagen in den sozialen Netzwerken nicht zu ermitteln, wer oder was hinter dieser Bezeichnung steckt, jedoch existieren einige Theorien dazu. Die vielleicht brauchbarste: Es handelt sich um einen Schreibfehler, denn eigentlich müsste die Bezeichnung „Airtrack Depot Germany“ heißen.

Das würde bedeuten, dass eine Luftfracht aus China in ein deutsches Auslieferungslager geschickt wird und per Tracking verfolgt werden kann („Airtrack“). Diese Hypothese erschließt sich aus einigen Nutzerberichten. Allerdings sind an den Sendungen auch andere Nebenbedingungen merkwürdig, so ein besonders niedriger Preis. Auch hierzu gibt es eine Hypothese: Es könnte sich um Dumpingverkäufe von chinesischen Verkäufern handeln, die damit den europäischen Markt erobern wollen.

„Aitrack Depot Germany“ – ein typischer Fall

Ein deutscher Kunde schildert seine Erfahrung mit der ominösen Absenderbezeichnung wie folgt: Er gab eine Bestellung auf einer deutschen E-Commerce-Plattform auf, wobei der Verkäufer eindeutig als chinesischer Händler zu identifizieren war. Nach einigen Tagen erhielt der Kunde online eine DHL-Sendungsverfolgungsnummer zu seiner Bestellung. Die Daten für das Tracking konnte er allerdings zunächst nicht abrufen. Das muss aber nichts mit dem Absendervermerk „Aitrack Depot Germany“ zu tun haben, es kommt bei DHL gelegentlich vor.

Der Kunde erhielt nun wenige Tage später eine Mail von DHL mit der Paketankündigung. Sie enthielt die üblichen Daten: Lieferdatum und Mitteilung, dass der Kunde die Sendung auch an eine Filiale oder Packstation liefern lassen kann. In der Tat kam das Paket wie angekündigt pünktlich an. Um welche Ware es sich handelte, teilt der Nutzer leider nicht mit, doch das wäre gerade interessant gewesen: Der Gesamtpreis inklusive Versand lag unter den üblichen Versandkosten von DHL.

Dumpingpreis chinesischer Produkte?

Der genannte Kunde wunderte sich nicht nur über die Absenderbezeichnung, sondern auch über den Preis. Er betrug inklusive Versand (aus China!) weniger als drei Euro. DHL wiederum kommuniziert als günstigste Versandvariante für Privatkunden 3,79 Euro (Zeitpunkt der Bestellung: 2020, Preise können sich inzwischen geändert haben). Dem Kunden war zwar klar, dass eine Bestellung aus China günstiger als von einem europäischen Anbieter sein kann, dennoch lag ja der Gesamtpreis des Produkts und seines Versands unter den üblichen Versandkosten von DHL.

Der Paketdienst muss immerhin in Deutschland noch eine gewisse Strecke zurücklegen, für die er normalerweise die 3,79 Euro aufruft. Konnte der chinesische Händler mit DHL verhandelt oder ein günstigeres Subunternehmen beauftragt haben? Denkbar wäre das theoretisch, doch immer noch erschließt sich nicht der sagenhaft günstige Preis. Der zweite interessante Punkt war das DHL-Tracking, das im GVZ Bremen begann. GVZ steht für Güterverkehrszentrum. Das GVZ in Bremen ist ein besonderer Standort von DHL: Hier werden Waren sortiert, die der Hersteller nur in Folien verpackt verschickt.

ware aus china via flugzeug
Sanit Fuangnakhon/shutterstock.com

Diese Sendungen gelangen dann zu anderen Verteilzentren, wo sie von Mitarbeitern nochmals für den Versand zum Endkunden neu sortiert werden. All das kostet Geld. Bei allem Bestreben chinesischer Händler, die Kosten für ihre europäischen Kunden zu senken, lässt sich der niedrige Preis kaum erklären. Ein Ansatzpunkt: Das Produkt war sehr leicht. In der Logistik wird auch nach Gewicht abgerechnet, weshalb chinesische Händler leichte Waren lediglich in Folien stecken (nicht in schwerere Kartons), wenn die Produkte unempfindlich genug dafür sind.

Solche Waren gelangen dann zunächst per Containerschiff in den Hafen von Rotterdam und von dort ins GVZ Bremen. Sie kommen sackweise an. Im GVZ erfolgt die Neusortierung für die Endzustellung an die privaten Kunden. Der Transport selbst war wegen der Gewichtseinsparung billig, doch die Arbeit der deutschen Logistiker bleibt trotzdem bestehen und kostet Geld. Zum Absendervermerk „Aitrack Depot Germany“ konnte unser Beispielkunde gar nichts finden, was mit Logistik zu tun hat. Es gibt wohl ein Sportprodukt mit dem Namen „Aitrack“, doch das hatte mit seiner Bestellung gar nichts zu tun.

Theorien anderer Nutzer

Auch andere Nutzer berichten vom Absendervermerk „Aitrack Depot Germany“. Teilweise handelt es sich um fehlgeleitete Zustellungsbenachrichtigungen, was einen Betrugsverdacht aufkommen lässt: Es wurden Nutzer mit diesem Absendervermerk benachrichtigt, die gar nichts bestellt hatten. Doch solche Fehler treten bei Zustellungsbenachrichtigungen auch auf. Sie müssen nicht auf Betrug hinweisen.

Andere Nutzer berichten, dass sie 2020 und 2021 chinesische Mundschutzmasken bestellt hatten, die via GVZ Bremen und mit dem Vermerk „Aitrack Depot Germany“ zugestellt wurden und auch so getrackt werden konnten. Wiederum handelte es sich um Centartikel, die spottbillig geliefert wurden. Aus der Zusammenfassung aller Berichte ergibt sich unser Fazit.

Fazit

„Aitrack Depot Germany“ ist wahrscheinlich kein Betrug, sondern möglicherweise ein Schreibfehler, der sich auf das Tracking von Luftfracht aus China bezieht und gleichzeitig für Waren zu Dumpingpreisen verwendet wird. Ein Grund zur Beunruhigung ist das nicht unbedingt.

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